Mein erster Ausflug mit dem Verein Vélorution begann im Ursprung eigentlich nach einem sehr schönen aktivitstischem Sommersemester 2022 in Konstanz. Und zwar auch nachdem ich mir die Frage stellte: Wie können nach dem auch eher energiezehrendem aktivistischen Teil des Engagements (sprich: Demos organisieren und durchführen, Öffentlichkeitsarbeit machen, Bürger:innen informieren) konkrete Praxisbeispiele im Umweltschutz aus den Transformationsimpulsen beleuchtet und angeschaut werden?
Und siehe da, so fand ich tatsächlich per Zufall über die Critical Mass Zürich, das aus meiner Sicht wirklich sinnvoll durchdachte "Regenerativer Aktivsmus-Wochenende": Bestehend aus Empathieworkshop, Velokino, Permakulturhofbesichtigung, gemeinsames Kochen und Essen und Permatanz. Hier waren die Themen aus meiner Sicht so sinnvoll zusammengestellt, dass ich mich Freitag Abend spontan in Konstanz anmeldete und mich Samstag morgen auf dem Weg mit dem Zug und Velo nach Züri machte.
Nach der Zusammenkunft in Züri ging es mit einer Vorstellungsrunde und einer kleinen Empathieübung los. Wir nahmen uns jeweils 4 Minuten Zeit für das Gegenüber – was für mich zunächst ungewohnt war. Doch stellte sich die Übung als ein super Einstieg heraus, um die aktuelle Befindlichkeit und persönlichen Situation und Beweggründe der Begleiter:innen kennen zu lernen.
Erfreulich war für mich auch, dass sich viele Teilnehmer:innen für dieses Wochenende relativ spontan angemeldet hatten. So wurde für mich insgesamt der Eindruck verstärkt, dass ich hier mit den richtigen Menschen unterwegs bin.
Wirklich bewegend für mich war nach der kurzen Einführung und Rundgang auf dem Permakulturhof auf dem Birchhof der Empathieworkshop der Empathistadt Zürich. Die Gastgeberin Sonja Wolfensberger erzählte genau von dem Thema, mit dem ich aktuell auch viele Herausforderungen in meinem Leben sehe: mich Schicht für Schicht sich von den kulturellen und familiären Prägungen zu lösen und sich authentisch zeigen zu dürfen. Das dort jemand ein Lebensthema erläuterte, mit den man eventuell selber gerade arbeitet und auch beschäftigt ist: das löste bei mir ein Gefühl der Verbindung und Verständnis aus. Weiter habe ich mich super bei der Erläuterung des Weltbildes verstanden gefühlt, dass im Wesentlichen auch meinem Weltbild enstpricht. Es ging hier konkret um eine fortschreitende Abspaltung von Natur und Mensch in der westlichen Zivilisation, die zu einem Teil zur desolaten Lage (Biodiversität und Natur) des Planeten beigetragen hat. Sonja erläuterte, dass sie jedes Lebenwesen achtet und schätzt und beispielsweise Flüsse als Lebewesen betrachtet – was in vielen Punkten mit dem "indigenen Weltbild" der Naturvölker übereinstimmt. Auch hier habe ich mich verstanden und verbunden gefühlt und in dem Punkt wieder gefunden was unserer westlicher Zivilisation oftmals verloren gegangen ist: Ein viel direkterer Naturbezug zu den Bäumen, Pflanzen, zur belebten Umwelt und die Wertschätzung für alle Lebewesen auf dem Planeten Erde.
Was ich besonders an den Ausflügen mit den Schweizer Mitmenschen schön finde – ist das Zusammengehörigkeitsgefühl, welches doch immer wieder auf eine besondere Weise zum Vorschein kommt. Konkret spielten zum Beispiel einige Menschis auf der Gitarre alte Schweizer Schullieder. Als grosser Freund der Schweizer Sprache mit den diversen Schweizer Dialekten, sehe ich dies als eine Erdung und Rückbesinnung auf unsere gemeinsamen Wurzeln an. Es ist wunderbar zu erfahren, dass ich mit den Schweizer:innen immer wieder auf's Neue diese familiäre und freundliche Rückbesinnung auf die Gemeinschaft erfahren und zelebrieren darf. Das gemeinsame Kochen, Singen und gemütliches Zusammensein eint und erdet uns. Genau solche bunte und freundliche Ausflüge an den Wochenenden sind Teil des lebendigen und spontanen Lebens, welches unsere gemeinsame Zeit auf der Erde immer wieder bereichert.
Alles in allem darf ich sehr dankbar sein, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Verbundenheit zu den Schweizer:innen zu spüren. Ich merke immer wieder, dass ich mich nach solchen Wochenenden viel geerdeter, verbundener und wohler fühle, einfach weil ich die Geselligkeit, Freundlichkeit, die Verbundenheit und die geerdete Art sehr schätze. Auch sehr bereichernd fand ich, dass wir ein sehr heterogenes Team waren und auch viele internationale Menschen dabei waren. So hatten wir unter anderem Gäste aus Finnland, Frankreich und den Philippinen. Abschliessend gilt auch ein grosser Dank an den Permakulturhof (www.bio-birchhof.ch) und an die Gastgeberin Sabrina, die uns neben der Führung unter anderem ermöglichte, den Empathieworkshop auf dem Betriebsgelände durchzuführen und uns weiter viele Einblicke in die Permakultur ermöglichte. Dabei teilte sie mit uns einiges an Wissen über Pflanzen, Humusbildung und Synergien unter den Pflanzen.
Ich zeige mich dankbar gegenüber dem ehrenamtlichen Engagement der Vélorution und bin sehr dankbar für die Organisation und das gelungene "Regenerative Wochenende" und bin sehr gespannt über zukünftige Aktionen.
Insgesamt sehe ich das ehrenamtliche Engagement als einen Fingerzeig an, in welche Richtung unsere Gesellschaft gehen kann – denn solche schönen "Aktivistische Wochenenden" leben vom aktiven Engagement der Menschen. Das heisst es geht hier nicht darum sich bequem in unsere westliche Wohlstandsblase zurück zu lehnen, sondern eine Transformation in eine ökologische und solidarische Gesellschaft durch genau diese visionären Vereine zu fördern und zu unterstützen.
Maik Solbrig