Rückblick

Martins Rückblick

Vor einiger Zeit habe ich mich für einen Workshop mit dem Titel "Regenerativer Aktivismus" angemeldet. Dabei geht es um die Rolle der Empathie im Aktivismus.

Warum habe ich an diesem Workshop teilgenommen?

Ich bin kein emotionaler Mensch, habe gute Fluchtinstinkte und Taktiken, um Schwierigkeiten zu vermeiden, oder ehrlich gesagt, bin ich eher konfliktscheu und ängstlich. Wenn ich Bedürfnisse anderer Menschen erkenne, versuche ich zu helfen. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es dabei vor allem um alltägliche und materielle Dinge geht. Es scheint, dass meine Mitmenschen keine emotionalen Bedürfnisse äussern.

Mit der Zeit kam mir aber der Gedanke, dass diese Bedürfnisse vielleicht dort sind und geäussert werden, ich sie aber nicht wahrzunehme - vielleicht fehlen mir die Antennen, oder ich gebe mir zu wenig Mühe, bin zu wenig achtsam.

Das möchte ich doch genauer wissen, und wenn ich ein Defizit habe, mich auch zu verbessern. Nach dem Workshop konnten wir noch im Zelt übernachten, für einen Camping-Muffel wie mich eine zusätzliche Herausforderung.

Ablauf Bullinger - Permi - Workshop - Zelten - Übernachten

So sind wir also Samtags morgen um neun als Gruppe vom Bullingerplatz Richtung Lieli losgeradelt. Auf dem Bio-Bauernhof von Roger Gündel haben wir uns verpflegt, und dann hat auch schon der Workshop begonnen - 4 Stunden interessante Infos, mit einigen Übungen.

Nach dem Workshop haben wir uns dann organisiert: Camp in der Permakultuer aufbauen, Velokino aufbauen, Nachtessen, organisieren des nächsten Tages. Ich hatte kein eigenes Zelt, konnte aber in einem Zelt unterschlüpfen, wo noch ein Platz frei war.

Nach dem Frühstück habe ich noch beim Abbau mitgeholfen, und bin dann direkt nach Hause gefahren, während einige noch mit Sabrina in der Permakultur gearbeitet haben.

Der Workshop

Der Workshop wurde von Sonja geleitet. Sie weiss wovon sie spricht und kann anschaulich erklären. Hier sind einige Dinge die ich mir gemerkt habe:

                - Aktivistische Bewegungen verlieren viele Leute durch Burnouts. Das ist überraschend, sind dies doch häufig hoch-motivierte Leute mit starken Überzeugungen. Aber sie sind auch emotional engagiert, und müssen lange auf Erfolgserlebnisse warten, was frustrierend ist.

                - Die Trennung der rationalen und emotionalen Ebenen ist veraltet und falsch.

                - Es ist wichtig den ersten Schritt zu machen, auch wenn man keinen Plan hat. Der Feedback wird zum richtigen Weg führen.

                - Non-Violent Communication von Marshall B. Rosenberg ist ein Ansatz, der dabei hilft, Empathie zu erzeugen.

Sonja hat einen lockeren Vortragsstil, aber erklärt die Dinge spannend und gründlich, so dass sogar ich sie verstehen kann - nicht dass ich alles verstanden hätte, dafür waren es zuviele Dinge und komplizierte Zusammenhänge, aber Sonja hat Räume in meinem Kopf geöffnet für meine eigenen Gedanken.

Was habe ich aus dem Workshop mitgenommen?

Sicher die Notwendigkeit, mir selber gegenüber achtsamer zu sein und meine Grenzen zu erkennen. Neben meinem 100% Job bleibt nicht viel Zeit für Aktivismus, aber ich sehe, dass ich dann einfach die gleichen Probleme im Job habe.

Im Workshop ist mir auch klargeworden, dass mein Mitmenschen emotionale Bedürfnisse haben und auch äussern, aber ich sie nicht wahrzunehme - vielleicht fehlen mir die Antennen, oder ich gebe mir zu wenig Mühe, bin zu wenig achtsam. Was ich höre ist nicht das, was mein Gegenüber sagt, und das unterscheidet sich nochmals von den Bedürfnissen meines Gegenübers. Umgekehrt ist das, was ich sage, häufig nicht das, was ich meine. Diese Kommunikation klappt natürlich nicht.

Ich werde mich auf jeden Fall weiter mit dem Thema beschäftigen, vor allem auch mit Non-Violent Communication. Ich habe bemerkt, dass sogar einfache Fragen die Gefahr bergen,  Botschaften zu vermitteln, welche dem Empfangenden seine Entscheidungsfreiheit nehmen, oder ihn unter Druck setzen. Ich habe immer versucht, das zu vermeiden, aber weder systematisch noch erfolgreich. Ich mag es auch nicht, wenn ich auf manipulative Art gefragt werde, bin aber recht hilflos wenn es passiert - der Workshop hat mir auch hier Möglichkeiten aufgezeigt.

Zum Schluss

Für die grossartigen zwei Tage möchte ich mich herzlich bedanken bei unserer Gastgeberin Sabrina von der Permakultur, bei Matteo und Annabelle für die Organisation, bei Sonja für den interessanten Vortrag, bei Samira dafür, dass ich die Übungen mit ihr machen durfte, bei Regine und Veronika, die mich in ihrem Zelt übernachten liessen, und bei all den fantastischen Teilnehmern dafür, dass es euch gibt: Danke!

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